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Interview mit Romain Roy, Vizepräsident der Orléans Métropole

Romain Roy

Im Rahmen der Erweiterung des On-Demand-Transportdienstes Résa’Tao in Orléans sprach Padam Mobility mit Romain Roy, dem Vizepräsidenten von Orléans Métropole, der für Transport und Verkehr zuständig ist.

Die Hauptfunktion des On-Demand-Dienstes besteht darin, die Einwohner zu den bestehenden Angeboten des öffentlichen Verkehrs zu bringen“.

PADAM MOBILITY (PM): Wie würden Sie den On-Demand-Service in Orléans Métropole beschreiben?

Unser On-Demand-Service ist ein moderner und innovativer Service, den die Metropole Orléans ab 2018 entwickelt und 2019 in einem Pilotgebiet ausgebaut hat. Dabei handelt es sich um einen Service in Verbindung mit einer Software-Suite, die es ermöglicht hat, 100 % der Metropolitaner an den strukturierenden öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Nutzer können den Service einen Monat im Voraus oder 5 Minuten vor der Abfahrt über eine mobile App, eine Website oder eine gebührenfreie Telefonnummer buchen. Dabei ist ein Ticket nicht teurer als ein herkömmliches Busticket, obwohl der Nutzer direkt von Punkt zu Punkt in dem definierten Gebiet von Orléans Métropole fahren kann.

PM: Wie ergänzt der On-Demand-Service das Verkehrsangebot heute?

RR: Der On-Demand-Transportdienst ergänzt sie nicht nur, sondern ermöglicht jedem Einwohner und jeder Einwohnerin den Zugang zu einem öffentlichen Verkehrsangebot. Ich kenne kein Netzwerk in Frankreich oder der Welt, das es mit einem traditionellen Verkehrsangebot geschafft hat, ein Gebiet zu 100 % zu erschließen. Es gibt immer noch vereinzelte Menschen, die weit entfernt von einer Bushaltestelle leben. Der On-Demand-Dienst kann es also schaffen, diese isolierten Personen im Umland der Metropole Orléans abzuholen. Dies ist jedoch nicht der einzige Nutzen des On-Demand-Dienstes! Er ermöglicht es auch, durch die Einrichtung immer neuer Linien, sich von Punkt zu Punkt innerhalb der Vorstädte fortzubewegen.

PM: Welche Art von Nutzern oder Verwendungszwecken werden durch Transport on-Demand bedient?

RR: Wirklich alle! Wir schließen niemanden aus. Wir holen morgens die Schüler ab, nachmittags die Rentner, Personen mit eingeschränkter Mobilität, Berufstätige, Personen, die den Service sporadisch nutzen, Personen mit Autopannen etc. Wir verbinden sämtliche Nutzer mit einem bedarfsorientierten und kundennahen Service.

PM: Was sind die konkreten Vorteile dieses On-Demand-Dienstes?

RR: Der erste Vorteil besteht darin, dass die Nutzer miteinander verbunden werden und der Dienst keinen Nutzer ausschließt. Mobilität bedeutet bedarfsgerechte Beförderung, bedeutet zu Fuß gehen, Fahrrad fahren, Park-and-Ride-Parkplätze, Straßenbahn, Bus, aber man braucht eben auch einen Zugang zu diesen Transportmöglichkeiten. Und die vorrangige Dienstleistung, die der On-Demand-Service erbringt, besteht darin, die Einwohner zu den Angeboten des strukturierenden öffentlichen Verkehrs zu bringen. Dann ist da noch der zeitliche Umfang des Dienstes: von 6 Uhr morgens bis 21 Uhr abends, 7 Tage die Woche. Nicht zuletzt ist es ein kundennaher Service. Man muss nicht mehr 30 Minuten auf seinen Bus warten, wenn man sich im Voraus anmeldet, kann man seinen Bus quasi direkt vor der Haustür empfangen. Vorerst ist der Service allerdings nur von Punkt zu Punkt verfügar, noch nicht von Adresse zu Adresse. Es ist ein Nahverkehrsservice zu ultra-kompetitiven Kosten, die zwar geteilt werden, jedoch nicht teurer sind als herkömmliche öffentliche Verkehrsmittel. 

Wir haben das Gefühl, dass wir das Geld der Steuerzahler besser investieren, zumal die Strategie von Orléans Métropole nicht darin besteht, Gewinne zu erzielen, sondern einen besseren Service zu bieten“.

PM: Wie hat Ihnen die Technologie dabei geholfen, diese Vision zu verwirklichen?

RR: Wir starteten 2018-2019 ein Versuchsgebiet mit 4-5 Fahrzeugen auf einem kleineren Betriebsgebiet und einem begrenzteren Zeitrahmen. Durch diesen Test konnten wir erkennen, dass die Nutzer zufrieden waren und die Nachfrage stieg. Im Jahr 2019 haben wir, auf Grundlage der guten Testergebnisse, beschlossen, zusammen mit Keolis und Padam Mobility, das Experiment weiter zu führen und vergrößerten das Testgebiet auf 9 Versuchsgebiete mit jeweils 12 bis 14 Fahrzeugen mit unterschiedlichen Zeiträumen und unterschiedlichen Zielgruppen. Aufgrund dieser beiden Testversuche und unserer Überzeugung, dass der Transport-on-Demand die Mobilität von morgen sein wird, haben wir beschlossen, den Service ab dem 3. Januar [2022] auf 4 große, neu gestaltete Zonen zu erweitern, die insgesamt von 40 Fahrzeugen an 7 Tagen in der Woche bedient werden.

PM: Können Sie etwas zur wirtschaftlichen Rationalität sagen und dazu, was die Technologie für die Gemeinschaft in Bezug auf die Kosten leisten kann?

RR: Auf Grundlage der Zahlen für 2019-2020, die uns von unserem Auftragnehmer [Keolis Métropole Orléans] vorgelegt wurden, liegt die wirtschaftliche Bilanz, die die Metropole anstrebt, nahe Null. Von den 11,6 Mio. km, die wir von unserem Vertragspartner gekauft haben, haben wir fast 600.000 km auf On-Demand-Transport übertragen. 1 km mit einem großen herkömmlichen Bus, der zudem häufig ohne Passagiere fährt, kostet zwischen 3 und 4 Euro. 1 km mit einem kleineren Shuttlebus, der selten leer ist, da er auf Anfrage kommt und geteilt werden kann, ist günstiger. Die Gleichung ist ausgewogen, da wir eine kundennahe und flexible Dienstleistung für den Nutzer ermöglichen. Wir haben das Gefühl, dass wir das Geld der Steuerzahler besser investieren, zumal die Strategie von Orléans Métropole nicht darin besteht, Größenvorteile zu erzielen, sondern einen besseren Service zu bieten.

PM: Wie hat Padam Mobility Sie begleitet, um einen so effizienten Service zu ermöglichen?

RR: Mitgestaltung, Austausch, viele Diskussionen, Dialoge und Anpacken von Herausforderungen, denn es gibt ein gemeinsames Interesse zwischen der Metropole, dem Auftragnehmer [Keolis Métropole Orléans] und Padam Mobility, welches wir durch Professionalität, Wachstum und Innovation erreichen. Wir sind stolz darauf, dass wir zu den ersten gehörten, die Ihnen Vertrauen geschenkt haben. Wir freuen uns auch zu sehen, dass die Strahlkraft von Orléans, unsere Leistungen und das Ergebnis auf verschiedene Gebiete übertragen werden konnte. Wir sind davon überzeugt, dass es richtig war, Ihnen zu vertrauen und das Angebot zu verstärken. Außerdem wurden noch weitere Faktoren berücksichtigt: die Mobilitätsbedürfnisse des Territoriums, die Zufriedenheit und Resonanz der Nutzer, die Nähe, der Sicherheitsaspekt, etc.

PM: Welche ökologischen Einflüsse hat Transport-on-Demand?

RR: Das Umweltbewusstsein muss gestärkt werden. Wir haben viele große Busse aus dem Verkehr gezogen. Auf der Grundlage von Daten und Statistiken haben wir auch Linien gestrichen, die kaum mehr Fahrgäste hatten. Wir haben die Gestaltung des Busverkehrs in der Metropole nach Schul- und Ferienzeiten sowie nach Tageszeiten organisiert. Ein großer Elektrobus, der sein Publikum nicht findet und leer fährt, wird immer weniger umweltfreundlich sein als mehrere kleine Shuttle-Busse, die oft mit Hybrid- oder Elektroantrieb fahren und gut ausgelastet sind. Den Dienst zu nutzen ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern sicherlich auch eine ökologische Geste.

Für uns ist der On-Demand-Service ein Werkzeug, um neue Nutzer zu gewinnen, abgesehen davon, dass er 100% der Nutzer in der Metropole anbindet.“

PM: Was sind die Ziele des Transport-on-Demand-Dienstes in Orléans?

RR: Wir befinden uns in einer Wachstumsphase, in der wir etwas Neues ausprobieren, aber auch messen und kontrollieren, denn wir haben die Pflicht, qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu erbringen. Das bedeutet, dass wir einen Shuttle haben müssen, der pünktlich ist, der Sie sicher befördert und der Sie mit anderen Mobilitätsdiensten vernetzt. Wenn die Nutzer ihre privaten Autos aufgeben, ist die Wette bereits gewonnen, sowohl ökologisch als auch sozial. Das Ziel ist es, weitere traditionelle Buskilometer auf den On-Demand-Transport zu verlagern. Anstatt vier große Zonen zu haben, die fast identisch sind, möchten wir sie zusammenlegen und dann, warum nicht, über einen Nachttransport on-Demand nachdenken, der sicherlich sein Publikum finden wird.

PM: Zu welcher Strategie der Modalverschiebung passt Transport-on-Demand?

RR: Die erste Strategie besteht darin, einen Service anzubieten, der unserer Meinung nach wirklich zeitgemäß ist. Die Tatsache, dass es sich um einen reaktionsschnellen und intuitiven Nahverkehrsdienst handelt, ermöglicht es den Fahrgästen, gleich bei der ersten Nutzung den Dienst leicht zu verstehen. Wenn Sie in einen On-Demand-Dienst einsteigen und von A nach B fahren möchten, können sie sicher sein, dass ihr Transport zuverlässig ist. Für uns ist es zudem eine gute Methode, um neue Nutzer zu gewinnen und gleichzeitig alle Einwohner in der Metropole zu erreichen. Es ist wirklich der verlängerte Arm des konventionellen kollektiven Verkehrs.

PM: Würden Sie sagen, dass On-Demand-Mobilität neue Nutzer in den öffentlichen Nahverkehr lockt?

RR: Mit Sicherheit, ja. Denn On-Demand-Transport spricht alle an: die junge Generation, die hypervernetzt ist, und den anderen Teil der Bevölkerung, der weniger gut vernetzt ist oder isoliert lebt. Orléans Métropole ist es gelungen, eine gebührenfreie Telefonnummer beizubehalten, die es den Menschen ermöglicht, während der Betriebszeiten direkt verbunden zu bleiben, um ihren Transport zu reservieren. Somit beruhigen wir auch die Menschen, die weniger technikaffin sind. Die Tatsache, dass wir mehrere Buchungskanäle zur Verfügung gestellt haben, um die Menschen von zu Hause aus mit dem Verkehr zu verbinden, wird zwangsläufig ein neues Publikum anziehen. Wir sehen das an den Zufriedenheitsraten. Von Rentnern, die einen Arzttermin haben, bis hin zu jungen Leuten, die zur Schule gebracht werden wollen: Wir bieten einen innovativen Service, der alle Bevölkerungsgruppen einbezieht.

 

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