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Nach der InnoTrans: Wie steht es um die Zukunft von On-Demand-Mobilität?

InnoTrans booth

Die InnoTrans 2022 liegt jetzt nun schon fast eine Woche hinter uns. Zeit zu reflektieren, welche Eindrücke wir mitgenommen haben. Wie steht es um den öffentlichen Verkehr und was sind die Themen, die Mobilitätsakteure beschäftigen sollten, um Fahrgäste (auch) in Zukunft für den ÖPNV zu begeistern.

On-Demand Angebote: Potential für den öffentlichen Personentransport

Die Siemenstöchter Hacon, eos.uptrade, Sqills und Padam Mobility waren als Einheit auf dem Siemensstand vertreten, um innovative Ansätze und technologische Fortschritte für den öffentlichen Transport vorzustellen. Es wurde besonders klar, dass Transportleistungen holistisch und intermodal gedacht werden müssen und dass die Entwicklung des Schienenverkehrs Hand in Hand mit der Entwicklung des öffentlichen Straßenpersonenverkehrs umgesetzt werden sollte. Nur auf diese Weise kann es gelingen, den ÖPNV als Mobilitätsalternative für eine breite Nutzerschaft attraktiv zu gestalten.

Hacon´s Head of Shared Mobility & Partnerships Gerd Overbeck sprach in seinem Vortrag im Rahmen der VDB-Zukunftswerkstatt über die Chancen, die von einer engen Verknüpfung von Straße und Schiene ausgehen. Der On-Demand-Service „SALÜ“, den Hacon und Padam Mobility im Frühjahr dieses Jahres in dem Schweizer Ort Wil an den Start gebracht haben, schafft genau das. Der von Padam Mobility entwickelte Algorithmus kalkuliert die Fahrten und Auslastungen, damit die Nutzer passend zu den Ankunfts- oder Abfahrtszeiten ihrer Züge am Bahnhof ankommen bzw. von diesem abfahren können. Auf diese Weise hat sich ein verlässlicher Fahrtdienst etabliert, der die Schiene stärkt und es den Anwohnern ermöglicht,  das eigene Auto Zuhause stehen zu lassen.

Das Beispiel Wil liefert ein sehr eindrucksvolles Bild davon, wie On-Demand-Angebote das die intermodale Reisekette und damit das öffentliche Verkehrsnetz stärkt. Und genau darum sollte es bei der Einführung von On-Demand Diensten gehen: die vorhandene Infrastruktur zu ergänzen, anstatt mit festen Fahrdiensten zu konkurrieren. Möglich wird dies durch anpassbare Servicekonfigurationen, die vor Einführung eines On-Demand Dienstes für jedes Gebiet und jeden Anwendungsfall individuell abgestimmt werden.

Lücken schließen

Die gemeinsame Dialogstation von Padam Mobility und Hacon stand unter dem Motto „Mit On-Demand-Transport Lücken im Verkehrsnetz schließen“ – eine Aufgabe die sehr viele Mobilitätsakteure, die an den Stand kamen, beschäftigte. Besonders in ländlichen Gebieten ist es schwer, ein hochfrequentiertes Nahverkehrsangebot aufrechtzuhalten. Hier geht es weniger um die Frage, wie eine Flotte angetrieben werden sollte, als vielmehr darum, ob überhaupt ein Transportdienst eingeführt bzw. fortgesetzt werden kann.

Feste Buslinien verkehren häufig leer, was in der Regel nicht daran liegt, dass kein Bedarf an Transportmöglichkeiten besteht, sondern dass der Service nicht an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst ist. Viele der von Padam Mobility und Hacon eingeführten On-Demand Services zeigen, dass die Zahl der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel steigt, sobald diese die Möglichkeit haben, diese nach ihrem Bedarf zu nutzen.

Städte und Gemeinden sollten sich allerdings über den Mehrwert der Dienste zuvor genau im Klaren sein. In Gebieten, in denen das Verkehrsnetz ohnehin sehr gut ausgebaut ist, beispielsweise in urbanen Räumen, machen On-Demand-Dienste häufig weniger Sinn. Ländliche und peri-urbane Regionen hingegen, in denen das Auto häufig das einzig verlässliche Verkehrsmittel ist, sind meist ideale Einsatzgebiete. Hier können On-Demand-Verkehre die „Lücke schließen“, Nutzer also beispielsweise zum nächsten Bahnhof bringen, von wo sie aus weiter mit der Bahn zu ihrem Zielort fahren können. Auch zu Nebenzeiten kann es sich für Verkehrsbetreiber rentieren Fahrten nur noch auf Abruf anzubieten. Auf diese Weise werden für Betreiber wichtige Ressourcen eingespart und Nutzer verbringen weniger Zeit im Fahrzeug.

Hand in Hand zum Ziel

Das Fahrgasterlebnis stand auf der InnoTrans im Vordergrund. Denn die technologischen Fortschritte und innovativen Ideen helfen nur, wenn sie auch beim Kunden ankommen. Die Paneldiskussion der VDB-Zukunftswerkstatt machte genau dies deutlich: Die Industrie muss Hand in Hand arbeiten, um das übergeordnete Ziel Kundenzufriedenheit und Usability zu erreichen. Innovationen junger Unternehmen helfen traditionellen Firmen zukunftsfähig zu bleiben, indem sie auf Bedürfnisse aufmerksam machen und gleichzeitig Lösungen anbieten. Eine Zusammenarbeit ist somit nicht nur für die Industrie wichtig, sondern bringt die gesamte Branche weiter.

Als Teil der Siemens Mobility Software Familie wissen wir um die Stärke eines solchen Zusammenschlusses. Der Markt wird sich in zwei Jahren, wenn die InnoTrans wieder ihre Türen öffnet, stark weiterentwickelt haben und wir werden diese Entwicklung maßgeblich mitgestalten.

 

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