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On-Demand-Mobilität & Transportberatung – Webinar mit Xuefei Wang, Jack Holland und Chris Hillcoat – FAQ

Die „Mobilität auf Abruf“ ermöglicht es, Menschen dort zu erreichen, wo der Zugang zum öffentlichen Verkehrsnetz kaum oder gar nicht vorhanden ist, zum Beispiel in abgelegenen oder sehr ländlichen Gebieten. Natürlich sind Mobilitätsdienste, die Menschen nach Bedarf von A nach B transportieren nicht neu. Der digitalisierte bedarfsgesteuerte Verkehr optimiert jedoch die genutzten Ressourcen, wählt effizientere Routen und sorgt dafür, dass so viele Menschen wie möglich gleichzeitig befördert werden können. Digitalisierte On-Demand-Services revolutionieren das Angebot im öffentlichen Verkehr zweifellos, vorausgesetzt ihre Planung und der Betrieb basieren auf sorgfältig erarbeiteten Erkenntnissen. Denn jede Region hat unterschiedliche Merkmale, etwa ihre geografische Lage, die Bevölkerungsdichte oder Mobilitätsgewohnheiten der Bürgerinnen und Bürger.

Um zu veranschaulichen, wie Padam Mobility bei der Einrichtung von On-Demand-Diensten arbeitet und Einblicke in die (technischen) Möglichkeiten des Transportberatungsteams zur Modellierung bedarfsgesteuerter Transporte zu geben, haben wir ein Webinar zusammen mit Landor Links veranstaltet. Unter der Leitung von Chris Hillcoat, Mobilitätsexperte bei KPMG, sprachen Xuefei Wang, Leiter des Transportberatungsteams, und Jack Holland, Head of Business Development für den nordeuropäischen Markt über Best Practices der Mobilitätsberatung und Modellierung von On-Demand-Verkehren in Theorie und Praxis.

Das Interesse am Webinar war groß. Das Publikum konnte seine Fragen an die Diskussionsteilnehmer im Voraus oder während des Webinars stellen. Allerdings reichten 90 Minuten kaum aus, um alle Fragen im Detail zu beantworten. Daher fassen wir die am häufigsten gestellten Fragen im folgenden Artikel zusammen.

Welches sind die wichtigsten kontextbezogenen Aspekte bei der Modellierung eines On-Demand-Dienstes?

Wenn wir einen On-Demand-Dienst modellieren, zielen wir immer darauf ab, Lücken im bestehenden öffentlichen Verkehrsangebot zu schließen. Dies kann auch bedeuten, dass ein On-Demand-Dienst zu bestimmten Tageszeiten eine bereits festgelegte Linie ergänzt oder dass die Linie in einen On-Demand-Dienst umgewandelt wird, wenn die Nachfrage gering ist, zum Beispiel zu Nebenzeiten.

Es gibt auch verschiedene kontextuelle Aspekte, die wir in unsere Analyse einbeziehen: Demografie (Wer sind potenzielle Nutzer und was sind ihre Bedürfnisse?), Geografie (Was sind wichtige Orte in der Region? Gibt es abgelegene Gebiete?, usw.), Wirtschaft (Gibt es Industriestandorte in der Region? Macht es Sinn, Transport für Mitarbeiter einzurichten?), Mobilität (Wie ist die Verkehrsverteilung in der Region? Welche anderen Mobilitätsanbieter sind vorhanden? Wie bewegen sich die Einheimischen normalerweise fort?) und Politik (Gibt es einen lokalen Mobilitätsplan? Welche Mittel stehen für Mobilitätsmaßnahmen zur Verfügung?).

All diese Aspekte können aufzeigen, welche Art von On-Demand-Diensten die Menschen in einer Region benötigen, und beeinflussen die Modellierung des Dienstes: Anwendungsfälle, Dienstgestaltung, Flottengröße, Kosten, Anzahl der potenziellen Nutzer, usw.

Gibt es Leitlinien für die Mindest- und Höchstbevölkerung, die Fahrgastdichte usw., die den Erfolg eines DRT-Dienstes sicherstellen?

Ländliche Dienste, die große Gebiete mit einem Free-Floating Modell (keine feste Linienführung) abdecken, haben wahrscheinlich eine Poolingrate von 2-3 Fahrgästen pro Stunde. Periurbane Dienste in recht dicht besiedelten Gebieten haben bei einem Free-Floating Service eine Poolingrate von 3-5 Fahrgästen pro Stunde. Es könnte in bestimmten Servicekonzepten möglich sein, 6+ zu erreichen, wenn die Voraussetzungen stimmen, wie z.B. Zubringer- oder virtuelle Linien zu einem beliebten Verkehrsknotenpunkt oder Arbeitsplatz zu Stoßzeiten.

Außerdem gilt: Mindestbevölkerung – On-Demand-Verkehre können extrem ländliche Gebiete abdecken, jedoch müssten hohe Subventionen in Betracht gezogen werden; Höchstbevölkerung – In europäischen städtischen Gebieten mit starken Busnetzen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln wird On-Demand-Mobilität wahrscheinlich nicht benötigt und hat keine positiven Auswirkungen auf verstopfte Straßen. Hier sollte der Schwerpunkt auf Massenverkehrsmitteln liegen.

Welche sind einige der Merkmale ländlicher Gebiete in Bezug auf On-Demand-Mobilität? Machen diese Merkmale es einfacher oder schwieriger für Betreiber?

In sehr ländlichen Gebieten ist der Abstand zwischen Zielen größer, sodass das Bündeln  von Fahrgästen in weniger effizient sein kann als in urbaneren Vororten. In diesem Fall können Zubringerdienste in Kombination mit Free-Floating Diensten ein gutes Servicekonzept sein.

Darüber hinaus ist der Einsatz von Elektrofahrzeugen in ländlichen Gebieten eine große Herausforderung. Im Gegensatz zu großen Bussen haben Minibusse nur wenig Platz für Batteriekapazität.

Es können auch Signalprobleme auftreten, die den Betrieb stören können. Eine Lösung könnte sein, einen Multi-SIM-Onboard-Router zu verwenden, der verschiedene Internetanbieter nutzt. Eine andere Lösung besteht darin, den Fahrplan für den Tag als PDF-Datei auszudrucken, damit der Fahrer ihn als Referenz verwenden kann, jedoch würden darin nur die vorab gebuchten Passagiere aufgeführt, was weniger Flexibilität für Stornierungen und Buchungen an diesem Tag bedeutet.

Wie kann DRT zur Zugänglichkeit und Inklusion beitragen?

Studien legen nahe, dass Menschen, die keinen guten Zugang zu Mobilität haben, einem viel höheren Risiko der sozialen Isolation ausgesetzt sind. Dies kann wiederum Gesundheitsrisiken fördern, zu Arbeitslosigkeit und mangelndem Zugang zu lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen führen. On-Demand-Angebote können für unterversorgte Gebiete entscheidende Vorteile bringen.

Wie interagieren On-Demand-Verkehre mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, einzeln und in einer MaaS-Plattform?

Eines unserer wichtigsten Prinzipien ist die Integration von On-Demand-Mobilität in das bestehende Verkehrsnetz. Der Verbot von Wettbewerb ist ein sehr effektives Instrument dafür, dass On-Demand-Dienste die festen Busdienste nicht kannibalisieren. Die Nicht-Konkurrenz-Funktion leitet die Nutzer zu den bestehenden festen Linienverkehren um, anstatt eine On-Demand-Fahrt anzubieten.

MaaS ist ein wichtiges Konzept, um On-Demand-Mobilität als Lösung für die erste und letzte Meile zu integrieren und die Menschen mit vorhandenen Diensten zu verbinden. So können Zubringerdienste beispielsweise die Menschen von ihrer gewünschten Haltestelle zu wichtigen Knotenpunkten wie Bahnhöfen bringen.

Wie erstellt man einen On-Demand-Dienst, der die Lücke in der allgemeinen Verkehrsversorgung schließt, ohne von festen Linienverkehren abzulenken? 

Padam Mobility hat kürzlich eine neue Funktion eingeführt, die alternative feste Linien-Services anzeigt und die Nutzer direkt auf diese Services umleitet. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass On-Demand-Dienste nicht mit dem bestehenden festen Busliniennetz konkurrieren.

Gibt es Beispiele, wie die Integration zwischen Bedarfsverkehren, festen Buslinien und dem Bahnnetz erreicht werden kann?

Ja, in unseren Hintergrundsystemen haben wir die Bus- und Bahnfahrpläne der Regionen hinterlegt. Dadurch werden On-Demand-Fahrten in Abhängigkeit zu den vorhandenen Fahrplänen kalkuliert. Unser bestes Anwendungsbeispiel dafür ist die Paris-Region. Hier betreiben wir über 125 Fahrzeuge, die mehr als 60 U-Bahn-Stationen bedienen.

Auch in Straßburg betreiben wir mit 40 elektrischen Minibussen einen umfassenden On-Demand-Service, der das Straßenbahnnetz in die ländlichen Gebiete rund um das Linienende erweitert.

 

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Hier geht es zum Webinar „Transport Planning and DRT“ (in Englisch)